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„Ich wäre ein Euthanasie-Opfer geworden"

Michael Kurzius aus Belecke wirkte beim Dreh zum Filmdrama „Nebel im August“ mit - was sein Leben nachhaltig verändert hat. © Schmitz

Michael Kurzius aus Belecke: „Ich wäre ein Euthanasie-Opfer geworden"

Erstellt: 27.01.2019 Aktualisiert: 27.01.2019, 14:30 Uhr

Belecke – Am Sonntag ab 22 Uhr zeigt das ZDF das unter anderem auch in Warstein gedrehte Euthanasie-Drama „Nebel im August“ als Free-TV-Premiere. Zahlreiche Kinobesucher hatte der Film um das Leben und Sterben des 14-jährigen Ernst Lossa vor zwei Jahren berührt und aufgewühlt.

Ein besonderes Erlebnis war der Dreh, der vor Ort im Schloss Mülheim und in den Suttroper LWL-Kliniken stattgefunden hatte, auch für die vielen Komparsen aus dem Stadtgebiet. Vor allem so genannte „Specials“, Darsteller mit Handicaps, hatte die Produktionsfirma gesucht. Einer von ihnen, der Belecker Michael Kurzius, sagt heute sogar „Nebel im August“ und die Arbeit am Set hätten sein Leben nachhaltig beeinflusst.

„Die Hummel hat 0,7 Quadratzentimeter Flügelfläche und wiegt 1,2 Gramm. Nach den Gesetzen der Aerodynamik ist es unmöglich, bei diesem Verhältnis zu fliegen. Die Hummel weiß das nicht, und fliegt einfach. Sie sind eine Hummel!” Die Einschätzung eines Arztes, der Kurzius nach eingehender Untersuchung als geh-unfähig eingestuft hatte, hat sich der IT-Fachmann aus Belecke zur Lebensphilosophie gemacht.

Geboren mit einer Hüftdysplasie war Michael Kurzius bald nach seiner Geburt in einen unglücklichen Strudel von Behandlungsfehlern geraten. Dass sein Handicap keine schwerwiegende, angeborene Behinderung ist, macht den Umstand, dass er sich heute nur mit Gehhilfen fortbewegen kann, besonders bitter: „Damals packte man die Patienten mit dieser Hüftfehlstellung in ein Gipsbett. Hätte man einfach nichts unternommen, wäre wohl alles anders gekommen.“ Es waren unzählige „Korrektur-Operationen“ gefolgt, die den Zustand letztlich nur noch verschlimmert hatten – bis hin zu einem Herzinfakt, dem die Ärzte letztlich dem großen Bedarf an Schmerzmitteln im frühen Alter zuschrieben.
Als Körperbehinderter wahrgenommen zu werden, hat den heute 53-Jährigen stets belastet. „Wenn ein „Normalo“ nicht in der Lage ist, einen Nagel in die Wand zu schlagen, gilt er dann als behindert? Ich kann nicht so gut laufen, aber damit gelte ich schon als Mensch zweiter Klasse.“

Aber Michael Kurzius ist auch ein Querdenker, ein Rebell und ein Kämpfer, den der Umstand „anders“ behandelt zu werden wütend macht. Stets strebte er nach Gleichbehandlung. Seine jetzige Ehefrau Christine war es, die den Casting-Aufruf im Soester Anzeiger las und spontan sagte: „Komm, da gehen wir hin.“

Gesagt, getan. Während seine „bessere Hälfte“ nicht besetzt wurde, war man von dem Familienvater mehr als angetan. Und das beruhte auf Gegenseitigkeit. „Es war für mich eine ganz andere Welt. Man begegnete uns Behinderten auf Augenhöhe. Es war, als wenn sich zwei Normalos unterhielten. Wenn man so normal behandelt wird, fällt plötzlich eine Behinderung nicht mehr auf.“

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Auch bei seinen Komparsen-Kollegen stellte Kurzius eine Veränderung fest. „Da war dieser Junge, der von seinen Eltern ziemlich in Watte gepackt und überall mit dem Rollstuhl hingefahren wurde. In seiner Rolle musste er ein paar Schritte an diesen hölzernen Krücken laufen und das wurde natürlich auch oft geprobt. Abends jammerte er über Muskelschmerzen in den Waden. Ich sagte ihm: Da hast du es doch, du faule Socke – du hast da Muskeln, die wollen nur trainiert werden!“

Bei vielen sei ein Ruck spürbar gewesen: „Wenn du immer am Rand der Gesellschaft standest, kannst du schon mal depressiv werden. Plötzlich hatte man am Set das Gefühl, dass alle auf einer gemeinsamen Wolke des Erfolgs schwebten und den festen Willen hatten: Wir schaffen das!“

Regelrecht aufgerüttelt hatte Michael Kurzius außerdem die plötzliche Erkenntnis, dass auch sein Leben, zu damaligen Zeiten, ein Ende wie im Film gefunden hätte. Auch er wäre ein Euthanasieopfer geworden.

„Die Erfahrungen, die ich machen konnte, haben meine Einstellung zum Leben bestätigt und ihr quasi das I-Tüpfelchen aufgesetzt“, ist Michael Kurzius heute dankbar am Dreh teilgenommen zu haben. „Ich hab immer eine große Klappe gehabt, hab mich nie damit abgefunden, was Ärzte prognostizierten oder in irgendwelchen Befunden stand. Hab mich immer gefordert, bin etwa viermal den Ätna rauf. Auf der anderen Seite hab ich am Set klar bestätigt bekommen, dass es jedem Behinderten hilft, seine persönlichen Grenzen zu erreichen, wenn die Gesellschaft sich nicht anmaßt, dieses individuelle Limit zu reglementieren.“

Kaum ausgesprochen stülpt Kurzius einen Eimer um, steigt darauf, um mit Hauptdarsteller Ivo Pietzcker auf dem Filmplakat fürs Pressefoto auf eine Höhe zu kommen.

„So einfach kann das sein. Oder um bei meinem Lebensmotto zu bleiben: Eine Hummel gibt keinen Honig. Darum geht es ihr nicht. Wichtig ist, dass sie fliegt…“


(Quelle: https://www.soester-anzeiger.de/lokales/warstein/michael-kurzius-ich-waere-euthanasie-opfer-geworden-11486002.html)

Erstellt: 28.09.2016 von Monika Nolte

"Nebel im August" Premiere in Essen:
"Nebel im August" Premiere in Essen: Michael Kurzius überreicht im Namen aller Komparsen eine Foto-Collage als Dankeschön an Regisseur Kai Wessel. © M. Nolte

Warstein –  Ein leichter Hauch von Hollywood weht am Montagabend über die Essener Flaniermeile Kettwiger Straße unmittelbar vor der Lichtburg. Ein roter Teppich weist den Weg zum historischen Kino. Absperrgitter und Security verraten die besondere Bedeutung dieses Kinoabends: Die Deutschlandpremiere des schon jetzt preisgekrönten Spielfilms „Nebel im August“ von Regisseur Kai Wessel steht auf dem Programm.

Mit dabei nicht nur Regisseur, Produzent und Hauptdarsteller der authentischen Geschichte über den 13-jährigen Ernst Lossa, sondern auch 80 der rund 150 Komparsen aus dem Raum Warstein, die bei den Dreharbeiten in Warstein im Frühjahr 2015 mitwirkten und am Montag zur Premiere mit den Stars über den roten Teppich schreiten dürfen.

Im benachbarten Café sammeln sich mehr und mehr Warsteiner Gesichter, die frühzeitig angereist sind, um auf keinen Fall zu spät zu kommen. Langsam macht sich leichte Aufregung breit. Wie wird es sein, sich das erste Mal auf einer großen Kinoleinwand zu sehen? Wird man sich selbst überhaupt entdecken? Oder sind die gedrehten Szenen womöglich dem Schnitt zum Opfer gefallen? Gespannt warten die Komparsen darauf, dass es endlich losgeht. Unter ihnen auch viele Menschen mit Handicap, körperlichen wie geistigen Behinderungen. Sie waren besonders aufgefordert, sich zu bewerben, um die Authentizität des Films zu gewährleisten, der Anfang der 1940er-Jahre in einer Nervenheilanstalt spielt.

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Um 19 Uhr endlich öffnen die Absperrungen am roten Teppich. Fotografen und Fernsehteams haben sich ebenso postiert wie Zuschauer. Als erstes dürfen die Komparsen über den Teppich schreiten, durch das Blitzlichtgewitter hinein ins Foyer der Lichtburg. Die Laienschauspieler aus Warstein strahlen in die Kameras, die Besonderheit dieses Moments ist ihnen anzusehen. Viele geben ihre wohl ersten Interviews an den Mikrofonen der Journalisten. Und dann fährt auch schon die erste Limousine vor. Produzent Ulrich Limmer, Regisseur Kai Wessel und die Kinder-Hauptdarsteller Ivo Pietzcker, der den 13-jährigen Ernst Lossa verkörpert, und Jule Hermann (Ernsts Freundin Nandl), steigen aus. Aus dem nächsten Fahrzeug schreiten die Hauptdarsteller Sebastian Koch (Anstaltsdirektor Veithausen) und Franzi Haberlandt (Schwester Sophia) auf den roten Teppich.

Deutschlandpremiere „Nebel im August“

mit 80 Komparsen aus Warstein in Essen,

Ivo und Jule erzählen, wie „cool“ sie es finden, dabei zu sein. Zwar haben sie schon Filmerfahrung, aber eine Premierenfeier sei schon etwas Besonderes. „Die Dreharbeiten haben riesigen Spaß gemacht“, erklären sie. Die Zusammenarbeit im Team sei toll gewesen – auch mit den ganzen Komparsen. Während für Jule feststeht, dass sie ihren „Traumberuf“ bereits gefunden hat, möchte der 14-jährige Ivo doch lieber Medizin studieren. „Und vielleicht nebenbei schauspielern…“

Sebastian Koch entdeckt einen Komparsen, mit dem er gedreht hat. Der Junge mit Down-Syndrom reckt die Hände aus und wandert von Mamas Arm auf den von Koch, lächelt mit ihm gemeinsam in die Kameras.

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Viel Wiedersehensfreude

1 von 71 „Nebel im August“ © Monika Nolte

Im Foyer haben die Komparsen gegenüber der Fotowand Aufstellung genommen und warten auf die Stars. Dann endlich kommen sie ins Foyer. Statt steifer, abgeschirmter Fotos gibt es überall ein großes „Hallo“ und Wiedersehensfreude. Regisseur Kai Wessel geht an die Absperrung, begrüßt seine Laienschauspieler – viele von ihnen auch anderthalb Jahre nach Ende des Drehs noch mit Vornamen. Schnell wird deutlich, wie herzlich, wie eng die Zusammenarbeit am Set – abgeschirmt von der Öffentlichkeit – gewesen ist.

Immer wieder beteuern Mitwirkende, wie toll die Atmosphäre war. Die eventuelle Sorge im Vorfeld, wie mit den Menschen mit Handicap umgegangen würde, sei schnell verflogen – der Umgang derart behutsam gewesen, dass sich einfach jeder wohlfühlen musste am Set. Vielleicht hat gerade auch die Abgeschiedenheit dafür gesorgt, dass ein solches Team entstanden ist. „Sie sind etwas Besonderes“, lobt Wessel seine Komparsen. „Wir haben Sie besonders darauf vorbereitet, aber Sie auch wirklich gefordert. Ohne diese Mitwirkenden hätte der Film nicht eine solche Authenzität bekommen.“

Filmstart. Der 1250 Plätze umfassende Kinosaal ist fast vollständig gefüllt, als die ersten Bilder über die Leinwand flimmern. Das Schicksal des 13-jährigen Ernst Lossa, der als Sohn eines fahrenden jenischen Händlers in einer bayerischen Nervenheilanstalt landet, weil er aufsässig und unangepasst ist, wird ruhig, behutsam und dennoch äußerst eindrucksvoll dargestellt. Die Dramaturgie wird mit überzeugenden Darstellern erzielt.

Und auch die Komparsen aus Warstein sind immer wieder in kurzen Klinikszenen im Bild. Alle werden sich wohl nicht entdeckt haben, denn „25 Minuten mussten wir am Ende noch rausschneiden“, so Wessel. „Oft sieht man erst am Schneidetisch, dass einige Geschichten schon erzählt sind“, erklärt er. Der Film war einfach zu lang. Was blieb, sind 126 beeindruckende Filmminuten, von denen keine einzige langatmig erschien.

Mit dem Abspann flimmern auch die Namen sämtlicher Laienschauspieler und sonstiger Mitwirkender aus Warstein über die Leinwand. Produzent Ulrich Limmer bittet Regie und Schauspieler auf die Bühne, bedankt sich bei allen Mitwirkenden. Dann gibt es Applaus von den Stars auf der Bühne für die Komparsen im Saal. Die Leinwand wird eingefahren und alle Komparsen zum Foto auf die Bühne gebeten. Michael Kurzius übergibt im Namen aller als Dankeschön eine Fotocollage an Kai Wessel.

Im Kinosaal und beim anschließenden Empfang gibt es Autogramm- und Fotowünsche. Aber auch Zeit zum Plaudern mit dem Regisseur. Kurz vor Ende des Premierenabends nutzt eine junge Komparsin die Chance zum Gespräch mit Wessel und spricht allen aus der Seele: „Drehen Sie mal wieder einen Film in Warstein? Wir würden sofort wieder mitmachen!“ Kai Wessel schmunzelt: „Dann würde der Film auf jeden Fall gut werden…“

NEBEL IM AUGUST Trailer German Deutsch (2016)

Tag 16: EDV-SPEZIALIST MICHAEL KURZIUS

22.02.2012 | Frauke Mönkeberg (Leiterin der VHS-Lippstadt – 2021)

Vorgestellt. Michael Kurzius ist seit 2001 in der VHS Warstein/Belecke tätig. Er gibt unterschiedliche EDV-Lehrgänge und ist aber auch gleichzeitig Administrator in den EDV-Schulungsräumen, wenn es kniffelig wird. Ich muss gestehen, die Räume sind richtig klasse dort, u.a. wegen der Großzügigkeit aber auch technisch ein kleines Sahnestückchen. Die Ansprüche in EDV-Schulungsräumen sind relativ hoch im Vergleich zu den klassischen Schulungsräumen. Der Grund ist recht einfach: die technische Ausstattung sollte immer rund laufen und auf einem aktuellen Stand sein, zumal die Nachfrage hier das Angebot bestimmt. Am reizvollsten findet Michael Kurzius das Gebiet der „Fehlerbehebung“. Gegenüber dem Lernmanagementsystem Moodle ist er auch offen, was mich natürlich sehr freut.

https://vhs.stadt-lippstadt.de/aktuelles/detailansicht/tag-16-edv-spezialist-michael-kurzius?Fsize=1

11.11.2011, 12:15 Manfred Böckmann | WP

Ihr Wissen in Sachen Computer haben die Schüler nun auch schriftlich: Am Freitag erhielten die Belecker Realschüler ihre Zertifikate. Foto: WP

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