WAZ 10.04.15

LWL-Klinik Warstein wird zum Schauplatz ...

eines Kinofilms



Warstein. Am Samstag und Sonntag kommt ein Hauch von Hollywood nach Warstein. Dann sucht die Münchener Produktionsfirma „Collina Film“ Komparsen und Kleindarsteller (mit und ohne Handicaps) für den historischen Kinofilm „Nebel im August“.

Die engagierte Produktion wird ab dem 6. Mai auf dem Gelände der LWL-Kliniken gedreht. Ein weiterer Drehort wird das Kloster Mülheim sein. Der Film erzählt die wahre Geschichte des Ernst Lossa, der während des Nazi-Regimes in der Heil- und Pflegeanstalt Kaufbeuren einem unendlichen Martyrium ausgesetzt war, weil er zur Volksgruppe der „Jenischen“ gehörte. Die Jenischen waren Landfahrer, wurden aber gerne als „Zigeuner“ beschimpft. Im Alter von 15 Jahren wurde Ernst Lossa als „asozialer Psychopath“ die Todesspritze gesetzt, nachdem er bereits mit vier Jahren in die Psychiatrie eingeliefert worden war.
Bewegendes und berührendes Denkmal

Der Journalist und Autor Robert Domes hat Ernst Lossa mit seinem überaus lesenswerten Roman ein bewegendes und berührendes Denkmal gesetzt. Mit dem mehrfach ausgezeichneten Schauspieler Sebastian Koch – unter anderem zweimaliger Grimmepreis-Träger – soll Lossas Lebensgeschichte 2016 in die Kinos kommen.

„Warstein bietet sich als Drehort an, weil das Klinikgelände ja selbst Teil des Euthanasieprogramms der Nationalsozialisten war und über viele noch gut erhaltene historische Gebäude verfügt, die hervorragende Locations für den Film abgeben“, erklärt Petra Ohler, die das Casting am Samstag und Sonntag verantworten wird.
Als Zeitzeugen angeboten

Seitdem bekannt ist, dass auf dem Klinikgelände gedreht werden soll, haben sich bereits viele Warsteiner bei ihr gemeldet, um sich als Komparse anzubieten. Kein Wunder; wann hat man schon einmal Gelegenheit, in einer großen Kinoproduktion mitzuwirken?

Oehler: „Einige Anrufer haben sich als Zeitzeugen angeboten, weil sie noch gute Erinnerungen an die damalige Zeit haben.“ 1575 Euthanasieopfer sind von hier aus in den Jahren 1940 bis 1943 in die Vernichtungslager transportiert worden, wo sie anschließend vergast und verbrannt wurden. Seit knapp zwei Jahren erinnert eine drei Meter hohe Gedenktafel aus Metall in der Treisekapelle an die Opfer.
Einiges an Zeit mitbringen

Wer am kommenden Samstag oder Sonntag – jeweils von 10 bis 18 Uhr – zum LWL-Gelände kommt, um sich als Komparse oder Nebendarsteller anzubieten, sollte für die Dreharbeiten im Mai in jedem Fall einiges an Zeit mitbringen. Denn zum Teil werden die Komparsen an mehreren Tagen hintereinander gebraucht. Deshalb hofft die Produktionsfirma auch, möglichst viele Warsteiner oder Menschen aus der näheren Umgebung für den Dreh gewinnen zu können. „Das hat einfach logistische Gründe“, erklärt Petra Oehler.

Hans-Albert Limbrock